"Vollchaos": Union-Boss Zingler schimpft über Corona-Politik

Sportinformationsdienst
02.12.2021 - 23:42 Uhr
Lesedauer: 3 Minuten

sid/bdaafbaccdfdbeeb
Foto: FIRO/FIRO/SID/

Präsident Dirk Zingler vom Bundesligisten Union Berlin hat die aktuelle Corona-Politik scharf kritisiert und einen unfairen Umgang mit dem Profifußball beklagt. "Die Abwälzung der Verantwortung auf die Veranstalter und Menschen ist kaum noch zu ertragen", sagte Zingler bei einer Medienrunde vor der Mitgliederversammlung am Donnerstag: "Unser Land ist in einem katastrophalen Zustand, weil es katastrophal geführt wird und katastrophal kommuniziert wird."

Das politische Handeln in der Corona-Krise sei teilweise "absurd", man befinde sich "im Vollchaos", schimpfte Zingler. Dies betreffe auch die Zuschauer-Thematik. Man erhalte "täglich andere Signale von der Politik", Verordnungen würden mitunter schon am Tag des Inkrafttretens wieder infrage gestellt. Ob Union am Freitagabend (20.30 Uhr/DAZN) gegen RB Leipzig wie geplant vor 13.500 Zuschauern in der Alten Försterei auflaufen kann, war aufgrund der Bund-Länder-Beratungen am Donnerstag nicht ganz sicher.

Zingler kritisierte zudem die Einmischung höchster politischer Kreise in den Fall des Impf-Skeptikers Joshua Kimmich. "Dass sich unsere Bundesregierung mit einer Einzelperson aus einer Branche befasst, die zu über 90 Prozent geimpft ist, ist ein Skandal", wetterte der 57-Jährige.

Mit großem Unverständnis reagierte Zingler auch auf die öffentliche Empörung über volle Stadien in der vierten Welle, wie nach dem ausverkauften Derby zwischen dem 1. FC Köln und Borussia Mönchengladbach. "Wir regen uns über volle Stadien auf, aber nicht über lange Schlangen an Impfzentren", sagte der Union-Boss: "Nicht der Profifußball ist das Problem, sondern dass wir in der Pandemie 30.000 Pflegekräfte und 6000 Betten verloren haben." Der Staat solle "bitte zuerst seine Hausaufgaben machen und erst dann bei den Menschen die Grundrechte einschränken".

Hoffnung macht ihm die neue Ampel-Koalition. "Ich bin froh, dass die abgewählte Regierung endlich abtritt und eine neue die Chance bekommt", sagte Zingler. Er erlebe zumindest "ein hohes Maß an Professionalität", was auch daran läge, dass "der Clown aus München" nicht mehr dabei sei. Gemeint war offenbar Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU), der kürzlich Geisterspiele für alle Bundesligisten gefordert hatte.