Haaland trifft mitten ins BVB-Herz

Sportinformationsdienst
14.09.2022 - 22:54 Uhr
Lesedauer: 5 Minuten

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Foto: AFP/SID/Lindsey Parnaby

Lange an der Kette, am Ende doch noch erbarmungslos: Das Tor-"Ungeheuer" Erling Haaland hat Borussia Dortmund beim schmerzhaften Champions-League-Wiedersehen um einen Bonuspunkt gebracht. Der BVB blockierte am zweiten Gruppenspieltag lange wirkungsvoll die Passmaschine von Manchester City - der einstige Publikumsliebling Haaland wurde beim 1:2 (0:0) aber letztlich zum Matchwinner des englischen Meisters. Der BVB-Auftritt gibt dennoch frischen Mut für das Bundesliga-Revierderby gegen Schalke 04 am Samstag.  

Die Dortmunder hielten Haaland nach dessen Traumstart für City (zwölf Tore in acht Pflichtspielen) bis in die Schlussphase fast vollständig vom Ball fern. Manchester kam im Etihad Stadium selten dazu, sein Spiel geordnet aufzuziehen. Nach dem Dortmunder 1:0 durch Jude Bellingham (56.) schien sogar eine Sensation möglich, doch John Stones (80.) und Haaland (84.) mit einem artistischen Tor drehten das Spiel. Der England-Fluch der Borussen geht durch die achte Niederlage in Serie weiter.

Extrem kompaktes Auftreten, ein bisschen Matchglück und einen "Sahnetag" des Ersatztorhüters Alexander Meyer hatte Trainer Edin Terzic als Komponenten für einen erfolgreichen Abend genannt. Nach einer Schweigeminute zu Ehren der verstorbenen Queen Elizabeth gelang es dem BVB lange mit erstaunlich wenig Mühe, das sonst stets bestens geschmierte Gefüge der Citizens zu stoppen. Die Zutaten stimmten.

Terzic setzte dafür auf mehr Physis: Er stellte Emre Can vor eine Vierer-Abwehrkette, in der überraschend Nico Schlotterbeck wegen Rückenschmerzen fehlte. Niklas Süle und Mats Hummels sollten sich Haaland entgegenstellen, das Zulaufen der Passwege und Attackieren der City-Schaltzentrale übernahmen eine Reihe weiter vorne Can, Bellingham und Salih Özcan. 

"Am sechsten Tage schuf Gott Manchester City", stand auf einem Banner, doch der englische Meister spielte wenig geistreich. De Bruyne hatte stets einen Sonderbewacher auf den Füßen stehen, die BVB-Mittelfeldspieler übergaben sich das Metronom des City-Aufbaus gegenseitig. Flanken fing Meyer sicher ab. 

Dennoch sah sich der deutsche Vize-Meister phasenweise zu zehnt in den eigenen Strafraum gedrängt: City schnürte das Korsett eng. Der BVB hatte nach Ballgewinn immer wieder die von Sportdirektor Sebastian Kehl geforderten Umschaltmomente - Özcan gab den ersten gefährlichen Schuss des Spiels ab (16.). 

Dass Joao Cancelo für Manchester genervt aus der Distanz abzog (27.), war ein weiteres gutes Zeichen. Es holperte und ruckelte in Citys gefürchtetem Maschinenraum, zwischenzeitlich kamen die Passfolgen sogar zum Stillstand. Haaland hatte in der ersten Halbzeit elf Balkontakte. 

Teammanager Pep Guardiola redete heftig auf seinen Assistenten ein, der BVB sah sich das mit wachsender Genugtuung an. Die Kettenglieder hielten stand, irgendein Bein stand der Kombination fast immer im Weg. Abschlüsse blieben somit selten - der hochwertigste kam sogar auf der anderen Seite: Reus hatte die Riesenchance zur BVB-Führung (52.). Nach einem Steilpass von Özcan und einem schönen Haken schlenzte er den Ball an der langen Ecke vorbei.

Die Dortmunder waren im Spiel. Und zwar richtig: Nach einem verlängerten Eckball flankte Reus gefühlvoll auf Bellingham, Ederson im City-Tor war geschlagen. Manchester reagierte wütend und griff in der Folge unbarmherzig an.

Stones knallte den Ball wuchtig ins Netz, Meyer bekam seine Fäuste nicht hoch. Dann traf Haaland akrobatisch mitten ins BVB-Herz.